Orient – Silvesterreise | Mein Schiff 5 | Tag 3 | Khor Fakkan, VAE
31.12.2017
Pünktlich zum schellenden Wecker, eine Sache die dem Begriff „Urlaub“ nicht widersprüchlicher gegenüberstehen könnte, erreichte das Schiff den Hafen von Muscat, Oman.
(Eigentlich nennt und schreibt der Ort sich im Deutschen Maskat, Muscat ist englisch. Allerdings trifft man auch und gerade vor Ort die englische Bezeichnung eher an, so hat sie sich auch bei mir mehr oder weniger in den Sprachgebrauch geschmuggelt und soll es auch hier bleiben.)
Frühstück und ab zum Treffpunkt für „Highlights von Nizwa und Muscat“.
Das hieß zunächst mal eine Weile Busfahrt, was so ein bisschen in der Sache liegt.
Zu sehen gab es natürlich grundsätzlich Muscat und Nizwa sowie jede Menge Landschaft, die mehrheitlich aus Felsen und Staub bestand.
Während der Fahrt erzählte der ägyptische Reiseleiter und studierte Germanist über Land und Leute und Sultan Qaboos. Dieser Sultan tat im Rahmen seiner militärischen Ausbildung in den 60ern sieben Monate Dienst in der britischen Rheinarmee in Minden und weilt vornehmlich in der heißen Sommerzeit wohl gerne in seiner Residenz in Garmisch-Partenkirchen.
1970 hatte er offenbar genug davon, wie sein Vater das Sultanat regierte und probte den Aufstand – während dessen sich dieser Vater versehentlich in den Fuß schoss und schließlich ins britische Exil komplimentiert wurde. In der Folge erwies Qaboos sich offenbar als nicht der schlechteste Herrscher und wandelte das Sultanat in eine mehr oder weniger moderne Gesellschaft, ohne Traditionen etc. zu opfern. So die offizielle Lesart.
Tatsächlich gibt es offenbar alle modernen Errungenschaften, ohne den grellen Hochglanzanschein, den man in vergleichbaren und ebenso durch Erdöl zu einigem Reichtum gekommenen Emiraten für gewöhnlich findet.
In Nizwa dann Dattelverkostung und -verkauf auf einem Souk.
Derer Sorten gab es allerhand und man wurde genötigt, ausführlich zu probieren. Mit Verkaufsabsicht natürlich.
Wir probierten, man ist ja höflich. Als Ausgleich der fast schon (zahn)schmerzhaft süßen Datteln wurde starker Mokka ausgeschenkt.
Gekauft haben wir dann später im Souk Gewürze. Auch hier war die Vielfalt, auch olfaktorisch, erdrückend.
Auf dem Parkplatz brieten (während und seit dem morgendlichen eben dort stattfindenden Viehmarktes) unverkaufte Kühe und Kamele auf den offenen Ladeflächen von LKW, schienen das aber gewöhnt und/oder waren gut gewässert.
Nach dem Souk ging es weiter zum Jabreen Castle, einem alten Fort aus der Zeit des Krieges gegen die Portugiesen, die das Sultanat damals zur Sicherung des Seeweges nach Indien erobert hatten. Das war sehr schön restauriert und überhaupt ganz nett anzusehen. Mauern, Schießscharten, Zinnen, Brunnen, Dattellager etc.
Erzählt wurde uns auch die Geschichte der Anlage, die viel mit dem Kampf gegen die Portugiesen aber auch mit wilden Zwistigkeiten zwischen Brüdern zu tun hat.
Trotz der großen Entfernung von Muskat (ca. 180 km) ist die Sache absolut sehenswert.
Derweil war es Mittag und wir kehrten zum Mittagessen im Tulip Nizwa, einer größeren Hotelanlage im Nirgendwo ein.
Zurück in Muscat gab es einen kurzen Stop bei der Sultan Qaboos Moschee. Die war leider geschlossen, sah aber auch von außen ganz fesch aus und soll nach Aktenlage 20.000 Menschen Platz bieten. Man findet die übliche Anhäufung von Superlativen in Form von gigantischen Kronleuchtern, Teppichen und so weiter.
Nachdem wir dergestalt im von-draußen-anschauen geübt waren, war der Sultanspalast das nächste Anschauungsobjekt. Der war aus offensichtlichen Gründen nicht öffentlich zugänglich – obwohl der Sultan dem Vernehmen nach wohl in Garmisch weilte. Genau war das allerdings nicht bekannt. Wie auch schon vor der Moschee musste man je nach Schuhwerk auch vor dem Palast – also weit davor, eigentlich noch auf öffentlicher Straße – ein wenig aufpassen, sich nicht unversehens in der Horizontalen zu befinden. Polierter Marmor allenthalben.
Zum Abschluss versuchten wir, uns nicht allzu sehr auf dem Mutrah Souk zu verlaufen. Ein Gewirr aus kleinen Gassen mit Läden, die alles mögliche feilboten. Neben dem Schauen waren wir die meiste Zeit mit der freundliche-bestimmten Ablehnung von Offerten jeder Art beschäftigt. Das und die Tatsache, dass die Gassen keinem Muster folgten, trug nicht unbedingt zur Orientierung bei. Zumal die ganze Sache, wie wohl aus Sonnenschutzgründen oft üblich, überdacht war. Also kein GPS-Empfang für Google Maps auf dem Smartphone. Die Gattin erstand ein Tuch in einem der Läden – das eine Sekunde zu lang gezeigte Interesse an der Auslage hatte unter anderem dazu geführt, dass uns wortreich Exemplar um Exemplar präsentiert wurde. Man ist sich bei diesen Dingen in fremden Ländern ja nie ganz sicher ob man gerade mehr oder weniger massiv übers Ohr gehauen wird oder den Händler an den Bettelstab bringt. Zumindest letzteres behaupten die dann gerne. Diese Mentalität des Handelns liegt mir nun eher nicht, unser Kulturkreis gibt das einfach nicht her. Wir bezahlten natürlich trotzdem nicht den anfangs geforderten Preis aber der Händler wird gewiss seinen Schnitt gemacht haben. Vermutlich hätte er das Tuch wohl auch noch für die Hälfte der letztendlich vereinbarten Summe hergegeben. Naja.
Als wir den Souk verließen, wurde es soeben mit affenartiger Geschwindigkeit schwarze Nacht.
Wieder zurück an Bord fanden wir die Vorkehrungen für die abendliche Silvesterparty in vollem Gange. Allenthalben waren Tische aufgebaut und mit großen Mengen an Sektflöten, Cocktailgläsern und Alkoholika bestückt. Das Pooldeck war dekoriert und blau beleuchtet.
Zum bereits Zuhause geplanten und reservierten Zeitpunkt fanden wir uns im Restaurant zum Silvester-Menü ein. Im Vorjahr auf der MS2 hatte man noch jeweils einige Gäste zusammen an Gruppentischen arrangiert, hier blieb man wenn gewünscht am Zweiertisch unter sich.
Wie zu erwarten lieferte das Menü kein Grund zum Klagen und dergestalt gesättigt trieben wir uns ein wenig auf dem Pooldeck herum.
Die unvermeidliche Poolparty mit lauter Musik war in vollem Gange, es wurde gesungen und getanzt, dass es eine Art hatte. Im Verlauf des Abends wurden noch Eisskulpturen gefertigt, darunter die unvermeidliche Zahl des neuen Jahres und ein enormes Obst-, Schoko- und Austernbuffett aufgefahren. Jeweils separiert natürlich.
Dann der Jahreswechsel, allenthalben ein großes Hallo und Gläserklirren. Wir wanderten dann so ein wenig über das Schiff, nippten mal hier, naschten mal dort und fielen irgendwann müde in die Betten.