Gleich hinter der Grenze bemerkte ich, dass in diesem Land der Konsum gewisser bewusstseinsverändernder Stoffe weniger restriktiv gehandhabt wird..
Während auf deutschen Autobahnen unangenehm oft gerast und gedrängelt wird, schien dem niederländischen Autofahrer ein derartiges Verhalten eher fremd. Als die deutsche A3 zwischen Emmerich (D) und Arnheim (NL) zur niederländischen A12 wurde, wurde auch der Verkehr spürbar ruhiger.
So erreichten wir entspannt unser Hotel in einem südlichen Außenbereich der Hauptstadt.
Auto abgestellt, Parkschein bis zum Abend, ab dem das Parken für’s ganze Wochenende kostenlos sein würde gezogen, eingecheckt.
Inzwischen war es kurz vor vierzehn Uhr und wir hatten dann doch einen kleinen Hunger. Also noch einen Happen an der schnieken Bar des Hotels essen.
Der Kellner frug, ob denn das Fleisch des Burgers ‘medium’ oder ‘well done’ sein solle. Da ich zwar Blut sehen kann aber nicht unbedingt essen will, wählte ich Zweiteres.
Beim Essen troff dann nur so der rote Saft aus dem Fleisch und ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie es bei ‘medium’ ausgesehen hätte. War allerdings trotzdem sehr lecker.
Von der Metrostation um die Ecke brauchten wir dann höchstens eine Viertelstunde bis ins Zentrum der Stadt. Am Nieuwmarkt, eine Station vor’m Hauptbahnhof stiegen wir aus und ich stellte sofort fest, dass der Name ‘Hollandrad’ nicht nur ein Name ist. Weit über die Hälfte der Fahrräder die wir sahen, waren solche Gefährte.
Aufrechte Sitzposition, tiefer Einstieg, keine Schaltung, Korb oder Kiste am Lenker. Oft auch ohne Licht und Bremse am Vorderrad. Die Leute bremsten dann nur mit dem Rücktritt. Eins hatten aber alle: eine Klingel. Die hörte man quasi ständig. Weil ständig Irgendjemand Irgendjemandem im Weg war.
Am Geländer der ersten Gracht fanden wir dann das nächste charakteristische Merkmal dieser Stadt. Soviele Fahrräder auch aktiv gefahren wurden – mindestens die gleiche Menge stand irgendwo angekettet rum und rostete fröhlich vor sich hin. An manchen Stellen fand man wahre Fahrradfriedhöfe. Die Gefährte in vielen Schichten abgestellt und gefühlt bereits durch Rost miteinander verwachsen. Definitiv von ihren Besitzern aufgegeben oder schlicht vergessen warteten die Fahrräder darauf, dass die Stadt sie entsorgte. So lief das wohl, denn man konnte an so machen Fahrradansammlungen kleine rote Zettel mit amtlich aussehender Aufschrift sehen.
So nach dem Motto: “Räumen Sie’s weg, sonst tun wir’s!”.
Wir latschten dann erst mal da so an einer Gracht Richtung Bahnhof lang, und schauten.