‘Wohnwagen’ neu interpretiert.
Benzin ist zu billig
Zu keinem anderen Ergebnis muss man kommen, betrachtet man das Gebaren der überwiegenden Mehrheit der Verkehrsteilnehmer auf deutschen Straßen.
Daß sich die Fahrer von Firmenwagen jeglicher Art einen feuchten Kehrricht um ihren Verbrauch kümmern, ist nicht verwunderlich und möglicherweise sogar verständlich. Menschen sind eben auch nur Menschen. Und das Geld anderer auszugeben, ist einfach.
Um so verwunderlicher, wenn es deutlich erkennbar private Fahrzeuge sind. Die höchstwahrscheinlich aus der eigenen Tasche versogt werden müssen. Da wird auf den hundert Metern bis zur roten Ampel mit Vollgas beschleunigt, dass es eine Art hat. Um dort dann mit Nachdruck zu bremsen.
Halsbrecherisch und mit röhrendem Motor wird kurz vor dem Ortseingang (vor dem ich dann langsam schon den Fuß vom Gas nehme) überholt um dann nach zweihundert Metern in die heimische Einfahrt einzubiegen.
Abends am Stammtisch geht’s dann hoch her, über die Benzinpreise. Darüber, dass der Verbrauch des eigenen Gefährts künstlich hochgehalten wird, denkt niemand nach.
Das mit dem Nachdenken steht aber allgemein nicht besonder hoch im Kurs, in diesen Tagen. Warum sollte es hier eine Ausnahme geben.
Desperados
Man hat hierzulande einen schweren Stand, hält man sich an die geltenden Verkehrsregeln.
StVO § 1 Abs. 1, “Vorsicht und gegenseitige Rücksicht”
Xynthia hat auch im nördlichen Odenwald diverse Bäume geknickt. So viele, dass die Feuerwehr nicht alle Straßen gleichzeitig freimachen konnte. Verständlich.
So blieb auch die Straße zwischen Ernsthofen und Hoxhohl (sic!) unpassierbar und ward abgesperrt.
Eine Straße, die ich nach dem morgendlichen Abliefern der Gattin an ihrer Grundschule regelmäßig befahre. Heute nicht. Kein Problem, direkt vor der Ansperrung ging’s links zu einer Zusammenrottung von Häusern rein. Noch asphaltiert. Da würden sicherlich irgendwelche wilden Feld- und Waldwege weiterführen. Wenn man sich nur weit genug von der durch das Navigationsgerät befohlenen Strecke entfernt, hört jenes auf, eine Umkehr zur eigentlich geplanten Strecke zu fordern und sucht einen anderen Weg.
Tat es dann nach einer kleinen Weile auch hier.
Ein Weg der dann über sieben Berge, vorbei an sieben Zwergen und über einspurige Straßen führte.
Anfangs noch asphaltiert, später nur noch nass und schlammig. So sieht das Auto jetzt auch aus.
Jedenfalls kam ich da so an eine Stelle an der rechts von mir ein kleiner Graben in Tateinheit mit einem Gebüsch neben der Straße dahintrottete. Links sah es grundsätzlich nicht anders aus, allerdings zweigte dort grad ein Weg ab, so daß sich die Fahrbahn temporär verbreiterte. Links, wohlgemerkt. Nicht auf meiner Seite.
Und von vorne kam eine Dame in einem Golf. Ich hielt an, auf daß sie Platz hätte, weit genug in besagte Nische auf ihrer Seite zu fahren und mich passieren zu lassen. Theoretisch ganz einfach und völlig logisch.
Sie fuhr dann so weit nach rechts, dass sich unsere Autos halbversetzt gegenüber standen, und glotze mich an.
Ich deutete mit einer freundlichen Handbewegung an, was sie zu tun hätte.
Sie schüttelte den Kopf.
Hinter mir lagen hunderte Meter unbedingt einspuriger Straße. Es gab keine Alternative.
Ich fragte mich kurz, ob meine Analyse der Situation einen Fehler aufwies, doch die Sache war klar. Ich hatte keine Möglichkeit auszuweichen, sie schon.
Ich lehnte mich zurück. Das Gesicht meiner Kontrahentin nahm einen grimmigen Zug an. Es sagte sowas wie “WENN ICH DICH MAL OHNE AUTO ERWISCHE, FAHR ICH DICH TOT DU ARSCH!”.
Rückwärtsgang. Sie hätte 2, vielleicht 3 Meter zurückstoßen müssen, fuhr aber mindestens das fünffache zurück um sich dann in Schrittgeschwindigkeit in die Nische zu tasten. Und zwar keinen Millimeter zu weit. Ich kam soeben knapp vorbei.
Was geht in solchen Leuten vor? Oder: Ob?
In der Folge begegneten mir dann weitere Fahrzeuge (Mit Fahrern und Fahrerinnen – es geht hier nicht darum, dass ‘Frauen nicht fahren können’ ) die diese ‘Umleitung’ in der Gegenrichtung befuhren. Je nach Situation habe ich Platz gemacht oder mir wurde Platz gemacht. Alles wunderbar.
Mit den großen Problemen wird man fertig. Es sind die vielen kleinen Dinge, die zermürben.
Preisvorteil
Nutzen Sie den Preisvorteil!
Steht auf einem Werbebanner, das eine Aral Tankstelle auf ihrem Gelände aufgespannt hat. In unmittelbarer Nähe zur Preisanzeige. In deren unmittelbarer Nähe, nämlich direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite, befindet sich die Preisanzeige einer bft-Tankstelle. Dort ist jede Treibstoffart immer mindestens einen Cent billiger.
Ist dieser Spruch jetzt eine Aufforderung zu bft zu fahren?
Zahllos
Durch gewisse Umstände bekomme ich vom Händler einen Satz Winterreifen kostenlos.
Nach zwischenzeitlicher Lieferung der richtigen Reifen auf den falschen Felgen und folgender Abwesenheit unsererseits sollen die Reifen jetzt endlich montiert werden.
Bei dieser Gelegenheit wird noch ein Teil der Verkleidung des Innenraumes ausgewechselt. Ich bekomme für einen Tag einen Leihwagen.
Ich stehe also da bei der Fahrzeugannahme, die junge Frau auf der anderen Seite sucht den vorbereiteten Auftrag aus einem Papierstapel heraus und schaut drauf. Ich erwähne, dass Herr A (Verkäufer bei dem wir das Fahrzeug jüngst erwarben) Bescheid wisse. Tut er auch.
Sie: Notiert selbiges auf dem Auftrag und fragt mich. Wie wollen Sie denn zahlen?
Ich: Gar nicht.
Sie: :?: Wo sind denn die Reifen?
Ich: Die müssten hier bei Ihnen irgendwo sein.
Sie: Denkt vermutlich zu Recht, dass die Reifen eingelagert sind. Und die Kosten für’s montieren?
Ich: Die zahl ich auch nicht.
Sie: O_o
Sie: Greift zum Telefonhörer und ruft Herrn A (der im Autohaus unterwegs ist) an. Hallo, ich hab hier den Herrn Dings, muss der nichts zahlen? Pause. Also muss der nichts zahlen. Pause. Ach, das Auto kriegt er von dir. Okay. Legt auf. Guckt einigermaßen verwirrt.
Herr A kommt um die Ecke, klärt auf.
Immer wieder lustig, zu sehen wenn eingefahrene Prozesse und Dinge die doch eigentlich ganz klar sind, plötzlich anders laufen und Menschen zunächst ratlos zurücklassen.
Schalten und walten…
Drei Tage und 120 Kilometer mit dem neuen Auto (und der damit verbundenen Nutzung des stufenlosen Automatikgetriebes), und ich wundere mich beim heranfahren an eine Ampel mit einem anderen Fahrzeug (Schaltgetriebe) und entsprechender Geschwindkeitsverringerung, warum dessen Motor so komische Geräusche macht und das ganze Vehikel anfängt, ein wenig zu ruckeln.
Da war doch noch was mit einer Kupplung.
Der Mensch ist ja ein Gewohnheitstier, aber dass sich manche Gewohnheiten so schnell ablegen und vergessen lassen.
Mit dem letzten Tropfen…
…auf den Hof.
Dass ich sowas mal machen würde…
Service
Liebes Autohaus K.,
mein Auto war für die letzten beiden Wartungen in eurer Werkstatt.
Das wisst ihr.
Beim vorletzten Mal vor zwei Jahren, bei einem Kilometerstand von 120.000 km (Alter des Fahrzeuges damals: 3 Jahre), habt ihr den Zahnriemen ausgetauscht.
Das wisst ihr
Renault sieht vor, dass der Zahnriemen für dieses Modell alle 120.000 km bzw. 5 Jahre gewechselt werden sollte.
Das wisst ihr.
Ich weiß das auch.
Das hätte ihr zumindest in Erwägung ziehen können.
Ich habe ein neues Fahrzeug bestellt, dass im September geliefert werden soll.
Das wisst ihr.
Nachdem ihr das alles wisst – warum erhalte ich dann einen (automatisiert erstellt mir Adressendatenbank – schon klar) Brief mit dem Hinweis dass ich doch jetzt bald mal den Zahnriemen wechseln lassen sollte und das grad 10% günstiger wäre?
Von 240.000 km bin ich noch weit entfernt. Über 80.000 km nämlich. Von 5 Jahren auch. 3 Jahre nämlich. Und ich werde wohl alles andere sonst tun, als bei einem Auto dass sich noch zwei Monate in meinem Besitz befindet, völlig ohne Not den Zahnriemen zu wechseln.
Alleine der letzte Punkt sollte doch reichen! Einfach mal alle Adressen aus dem für das Schreiben vorgesehen Datenbankabzug entfernen, für die die Lieferung eines neuen Fahrzeuges innerhalb der nächsten…was weiß ich…sechs Monate ansteht.
Das kann doch nicht so schwer sein!
Und hätte keine so befremdliche Wirkung auf aktuell vermutlich so einige (Awrackprämie olé) Kunden.
Bis September dann…
PS.
Ich bin übrigens immer noch ein bisschen sauer, weil ihr mir so wenig geben wollt.
§ 1 (1) […] Vorsicht und gegenseitige Rücksicht
StVO
(2) Jeder Verkehrsteilnehmer hat sich so zu verhalten, daß kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.
Bezeichnend, dass man die Repräsentanten einer gewissen größeren Firma die mit ihren Dienstwagen der gehobenen Mittel- oder Oberklasse auf den Straßen hier in der Gegend überdurchschnittlich stark vertreten sind, zunächste direkt durch ihre Fahrweise erkennt.
Mit erhöhter Wahrscheinlichkeit kann man nach erfolgter Bedrängung (inkl. Blinker und Lichthupe) auf der Autobahn, genommener Vorfahrt oder sonstiger Rüpelei bei einem schnellen Blick auf den Nummernschildrahmen die Insignien des entsprechenden Fuhrparkmanagements entdecken.
Ausnahmen bestätigen die Regel, sind aber hier kaum bis gar nicht vorhanden.