PISA-Studie.
Die wortgewordene Schulschelte. Eine gleichzeitige Verunglimpfung (Wer denkt bei dem Wort ‘Pisa’ zuerst noch an einen Turm und nicht an eine Studie die dem deutschen Schulsystem ein schlechtes Zeugnis ausstellte?) einer ialienischen Stadt. Schließlich steht PISA in diesem Fall nicht für die Bezeichnung eines Haufens Häuser und einer bau-, architektur- und/oder statiktechnischen Verfehlung, sondern für: ‘Programme for International Student Assessment’.
Tatort: Buch Habel, Kirchgasse Wiesbaden
Tatzeit: 17.2.2005, neunzehn Uhr.
Ich gehe durch den Laden, abholenderweise, nachdem man mich wenige Tage vorher telephonisch informierte, das von mir bestellte Produkt sei eingetroffen. (Eins der Weihnachtsgeschenke für das zukünftige Eheweib, welches ich in einer entfernteren Ecke des Ladens zu verharren anwies, auf daß sie des Objektes der Begierde noch nicht ansichtig würde.)
Ich stand dann da an der Theke an der die bestellten Bücher und sonstige Artikel abgeholt werden sollen, sagte mein Sprüchlein und bekam das Gewünschte. Als ich mich schon zum gehen wandte, traten zwei….ähm…Gestalten heran. Ein Stück jünger als ich, schulpflichtig, jedoch schon ziemlich am Ende dieser Periode des Lebens.
Beide derartig cool angezogen daß es einem grauste und nichts Gutes erwarten ließ. Vorurteile sind nicht schön, aber man hat sie. Und hier schien mir (aus Äußerem, Gestik, Mimik und dem Inhalt der Unterhaltung die sie führten bevor sie die Verkaufsmagd ansprachen) daß diese Leute einen Buchladen allenfalls aufsuchten wenn sie die Benutzung einer Toilette begehrten oder etwas suchten um ein Feuer zu entfachen.
Einer der beiden sprach nun: “Aähm….hallo…ich such das Buch….’Effi Briest’. Ich weiß aber nicht von wem das ist. Haben sie das?”
Theodor Fontane würde sich im Grabe umdrehen! Ja, wenn derartiges repräsentativ ist (was man nach oben angesprochener Studie vermuten könnte), dann würde er im Grabe rotieren und allerhand Staub aufwirbeln.
Die leidende Dame hinter der Theke frug (offenbar in blitzschneller Erfassung der Lage): “Reclam?” – “Ja!”
Wer kennt sie nicht? Diese kleinen gelben Büchlein, man muss sie lesen, versteht mitunter kaum etwas, so schwülstig ist die Sprache einiger längst verblichener Angehörigen der schreibenden Zunft, man kritzelt Kommentare hinein, Seiten neigen dazu, allzu leicht herauszufallen…..Reclam eben.
Nun muss man ja kein Professor der Literatur sein um ein kleines bisschen Allgemeinbildung zu besitzen, was einige der wichtigsten Schreiberlinge und ihre Werke angeht, oder?