Gesundheitsreform

Einmal mehr zeigt sich, dass das Wort ‘Reform’ im finanzpolitischen Kontext auf Dauer verbrannt ist. Was gewisse Protagonisten der herrschenden Kaste nicht davon abhält, es exzessiv zu benutzen. Möglicherweise in einem (wie und warum auch immer) fehlgeleiteten hysterischen Irrglauben, dass hier und dort tatsächlich der große Wurf gelungen ist. Eins vorweg – ist er nicht.
Ist er bisher eigentlich nie.

Wobei das alles sicher eine Frage der Perspektive ist.
Das mit der Solidargemeinschaft war nach meiner Auffassung eigentlich so gedacht, dass starke Schultern mehr tragen können. Nämlich einen Teil von dem, was schmalere Schultern nicht schaffen.

Was beinhaltet diese glorreiche ‘Gesundheitsreform’?

Beitragserhöhung

Ja nun. Der Beitrag wird zunächst in Prozent vom Bruttoeinkommen bemessen. Das ist bis hierhin in Ordnung. Dass die Kosten hoch sind, vermutlich zu hoch, steht auf einem anderen Blatt.
Prozent vom Bruttoeinkommen heißt: Starke Schultern tragen mehr.
Arbeitnehmer und Arbeitgeber teilen sich den Beitrag. Nicht zur Hälfte. Selbstverständlich. Es sind je 8,2 und 7,3 Prozent. Der Arbeitgeberanteil ist fix.
Sprich: Morgen wird man den Arbeitnehmeranteil auf 10, 15, 20 Prozent erhöhen. Der Arbeitgeberanteil bleibt bei 7,3.
Jaja, die bösen Lohnnebenkosten. Und die armen Unternehmen.

Künftige Ausgabensteigerungen tragen die Versicherten

Gleiche Kerbe wie oben. Der Arbeitgeberanteil ist fix.
Nun ist es so, dass ich durchaus bereit bin, einen Arzt angemessen zu bezahlen. Auch Krankenschwestern, Laboranten und ähnliches Personal darf gerne einen Verdienst erhalten, der der Arbeit entspricht.
Was wir nicht brauchen, sind Verwaltungswasserköpfe bei Krankenkassen, dubiose ‘Rabatt’verträge zwischen Kassen und Pharmafirmen (Laut OECD gibt Deutschland rund ein Fünftel mehr für Medikamente aus als der Durchschnitt der Industrieländer.) und so weiter.
Diese Ausgabensteigerungen sind unabhängig vom Einkommen und von der jeweiligen Kasse festzulegen.
Sprich: Wenn ein Anzugträger dafür, dass er eine Firma (mit seinem an einer privaten Eliteuni erworbenem Wirtschafts’wissen’) in Grund und Boden wirtschaftet, monatlich 50.000 EUR (was sicherlich in diesen Kreisen eher belächelt würde) netto erhält, dann muss er genauso 20 EUR Zusatzbeitrag zahlen, wie die Friseuse, die mit ihrem Nettogehalt soeben über (oder unter) ALG2-Niveau liegt.

Deckelung der Zusatzprämie

Die Zusatzprämie darf maximal 2 Prozent des Einkommens betragen.
Dazu eine Beispielrechnung:
“Angenommen, das Defizit der Krankenkassen würde 2012 zwölf Milliarden Euro betragen. Dann würde eine Behörde zunächst berechnen, wie viel jeder der rund 50 Millionen Beitragszahler über eine Zusatzprämie theoretisch im Monat zur Schließung des Finanzlochs beitragen müsste: 240 Euro pro Jahr oder 20 Euro im Monat.
Wer etwa 800 Euro Rente bezieht, muss maximal zwei Prozent davon als Prämie zahlen, also 16 Euro. Liegt die Mini-Kopfpauschale der eigenen Kasse aber bei 25 Euro, bekommt der Rentner nur die vier Euro als Sozialausgleich erstattet, die zwischen 16 (Zwei-Prozent-Regel) und 20 Euro (Rechnerische Prämie) liegen. Die verbliebenen fünf Euro müsste er aus eigener Tasche zahlen.”

Der arme 50.000-EUR-Mann müsste die Zusatzprämie komplett selber zahlen.
Die Friseuse auch, denn der Sozialausgleich wird vom ‘Steuerzahler’ bezahlt.

Das Wort ‘Reform’ kann in diesem Kontext allgemein drei Dinge bedeuten.

  • Alle haben hinterher weniger. Manche viel weniger, andere nicht so viel weniger.
  • Die, die soieso schon wenig haben, haben hinterher noch weniger.
  • Beides zusammen.

Mehr netto vom brutto. So hieß es vor der Wahl. Na klar! Sie haben nicht gesagt, für wen…

A world of pain.

Nachdem sich am letzten Sonntag während des Verzehrs eines eher knusprigen Brötchens ein Teil des Zahnes unter Abgabe eines ungut knirschenden Geräusches abgespalten hatte und ich ob des ziemlich unkuhl abstehenden und unten noch am Zahnfleisch hängenden Teiles beim zahnärztlichen Notdienst (der einen Teil der Füllung aus der Lücke zwischen Zahn und Abspaltung entfernte woraufhin man beides wieder zusammenklappen konnte) war, kam am Dienstag der sowieso geplante Gang zu meinem Zahnarzt.
Weiter hinten war vor einer kleinen Weile schon ein seitlicher Teil einer Füllung abgebrochen, hier sollte nach zwischenzeitlichen Arbeiten die finale Reparatur erfolgen. Tat sie auch, nach Behandlung des neuen Zahnpatienten. Der passenderweise nur zwei Positionen weiter vorne residiert.
Zunächst drückte man mir einiges an Narkotikum ins Zahnfleisch, das die Abspaltung noch hielt. Sonst wurde ich immer gefragt ob ich möchte, meistens möchte ich nicht. Dass der Arzt hier von sich aus und ohne zu fragen betäubte, ließ schon Böses ahnen.
Daraufhin wurde der Separatist vom Zahnfleisch abgelöst. Das ging mit ordentlich Blut vonstatten. Das ins Becken gegurgelte Spülwasser war schön hellrot, das Zahnfleisch laut Zungenfühlung gut geschwollen.
Vorhandene scharfe Kanten von Zahn und Füllung wurden gerundet und ich mit der Aussicht auf eine Krone entlassen. Der Behandlungsplan käme mit der Post und müsse dann zur Krankenkasse.

Er kam dann auch am Donnerstag und verhieß nach Abzug der gigantischen Kassenleistung ( ;( ) eine Eigenbeteiligung von rund elfhundert Euro. Krone mit keramischer Verblendung, Honorar, Labor.
(Ein Mixer ist billiger.)

Das gibt sicher noch viel Spaß.

EL RON DE CUBA

Da geht sie hin…die letzte Flasche des mitgebrachten dreijährigen Havana Club. Pflichtbewusst aufgegangen in der Zubereitung unzähliger Cuba Libre.

Jetzt müsste man da eigentlich nochmal hinfliegen…und das müsste man der Gattin irgendwie beibringen… ;(

Kriminalität

Und es begab sich zu der Zeit (gestern zwischen siebzehn und dreiundzwanzig Uhr) dass wir auswärtig waren. Grillender- und spaßenderweise.
Und dann kamen wir zurück in das heimische Domizil und die Gattin schickte sich an, das Gefährt auf dem markierten Tiefgaragenstellplatz zu parken.
Aber irgendwie war der Roller weg. Er stand sonst immer hinter einer Betonsäule zwischen unserem und dem Stellplatz nebendran. Jetzt war er weg.
Übrig waren allerhand kleine Teile:

Klasse. Diebstahl. Aus der verschlossenen Tiefgarage. Dass man da hinter einem einfahrenden Auto reinlaufen kann, war mir schon immer ein Dorn im Auge.
Jedenfalls war das Kackding jetzt weg. Es stellte sich die Frage: Was haben der oder die kleinkriminellen Elemente damit angestellt?
Der lief nicht. Herbst und Winter ohne Nutzung in der Tiefgarage hatten wohl die Batterie entladen und auch mittels Kickstarter ließ er sich nicht zum Leben erwecken. Das hatte ich wenige Wochen vorher schon mal probiert.
Widrige Umstände hatten bisher eine Werkstattkonsultation verhindert.
Aber das hatte sich ja nun auch erledigt.

Den Freund und Helfer angerufen. 110. Nach mehrmaligem Klingeln meldete sich ein mäßig interessierter (Ich konnte es ihm nicht verübeln – bei so einem Scheißkram wie einem geklauten Roller, Samstag Nacht um halb zwölf…) Beamter und versprach, eine Streife vorbeizuschicken. Im Hintergrund gab es Stimmen und Gelächter.

Ich ergriff eine Taschenlampe und tappelte ein wenig in der Tiefgarage und der Umgebung des Hauses umher. Vielleicht stand/lag er ja irgendwo. Erfolglos.

Während ich noch einen etwas größeren Schlenker durch eine Nebenstraße machte, piepste das Mobiltelephon und zeigte eine besorgte Nachricht der Gattin an: “Hallo? Wolltest doch wieder hoch kommen.”.
Ich kam dann wieder hoch und kurz darauf klingelte das Telefon. Es war die Polizei. Eine jugendlich klingende Beamtin erklärte, dass es noch bis zu einer halben Stunde dauern könnte, bis die Streife da wäre. Ich beschied ihr, dass das schon in Ordnung wäre. Hier war schließlich keine Geiselnahme in Gange. Nur ermüdender Blödsinn.
Diese Verzögerungsinfo fand ich sehr gut. So muss das sein.

Schließlich kamen zwei Polizisten. Schusssichere Weste, Waffen, das ganze Programm. Wir gingen mit ihnen in die Tiefgarage und erzählten. Wann, wer, wie, wo, was…
Einer der Polizisten erkundigte sich nach der Art der Bewohner der Anlage hier. Er wollte nicht so recht heraus damit, was genau er meinte, ich wusste es natürlich. Meines Wissens nur vernünftige Menschen. Eltern mit kleinen Kindern, Rentner etc.

Die Gattin kopierte schnell die ‘EG-Übereinstimmungsbescheinigung’ und den Versicherungsschein, was die beiden Polizisten sehr freute – mussten sie so doch die ganzen fiesen Nummern nicht notieren.
Die Anzeige würde mir dann zugeschickt werden. Sie verabschiedeten sich.
Insgesamt sehr freundlich. Mir war die ganze Aktion eher unangenehm. Irgendwo in dieser Stadt wurde gewiss grad jemand zusammengeschlagen oder hat Drogen gekauft. Und hier musste man sich mit einem geklauten Roller befassen…

Nächster Tag. Heute.
Wir kommen vom Einkaufen zurück. Da sehe ich, in einer Nebenstraße, hinter einem Telekom-Verteilerkasten einen blauen Roller stehen. Das Kennzeichen kommt mir bekannt vor, habe ich es doch am Vorabend erst gelesen.
Da stand er. Mit zertrümmerter Front (überhaupt war da so allerhand um den Lenker zertrümmert – irgendwie mussten man an das Lenkradschloss rankommen):

Wieder die 110 angerufen.
Nach sehr kurzer Zeit kamen sie.
Informierten die Leitstelle, dass sie den gestohlenen Roller vom Vorabend gefunden hätten. Nahmen ein Teil der Frontverkleidung mit. Um es auf Spuren untersuchen zu lassen.
Naja. Da wird wohl nichts herauskommen.
So im Nachhinein wäre es sicher lustig gewesen, da bei dem/den geistig verödeten Dieb/en zu sein, als er/sie merkte/n dass er/sie der Batterie auch im Schutz des Verteilerkastens kein Elektron entlocken konnten. Und dass auch der Kickstarter kein Leben in den Motor brachte…

Zurück bleibt ein Gefühl der Erschöpfung und des Verdrusses. Der Schaden der angerichtet wurde, reicht vermutlich halbwegs dicht an den Zeitwert des Gefährtes. Der Helm aus dem Fach unter der Bank ist weg, das Schloss verweigert die Aufnahme eines Schlüssels.
Eine Versicherung (vorhanden: Haftpflicht – alles andere wäre ob des geringen Wertes des Vehikels purer Wahnsinn) wird nicht für den Schaden aufkommen.

Die Welt ist schlecht und nervig.
Ich bin so müde. ;(

Der Preis ist heiß.

Die Entega schickte jüngst eine Mail in der sie die Verwendung eines neuen digitalen Stromzählers anbot. Der würde die Verbrauchswerte dann (vermutlich im Millisekundentakt) selbsttätig nach Hause funken und der geneigte Verbraucher könne sich dann sein Verbrauchsverhalten in einem Portal mit schönen Diagrammen etc. anschauen.
Eine Sache, an der ich generell interessiert bin. Kontrollfreak und so. (y)
Vorgestern kam ein Brief in dem die Entega mitteilte, ich wäre einer der 500 Auserwählten. Die diesen neuen Zähler kostenlos bekommen könnten. (99 EUR) Und die zudem in den ersten sechs Monaten den Grundpreis des dann nötigen neuen Tarifes nicht bezahlen müssten. (96 EUR)

Aktuellen Vertrag angeschaut.
Grundpreis jetzt nur die Hälfte.
Kosten pro kWh jetzt zwischen 0,39 und 2,89 Cent/kWh höher.

Gerechnet.
Mit den Verbrauchswerten des letzten Jahres würde der neue Tarif im günstigsten Fall (Wenn wir nur noch Strom verbrauchen würden, wenn er im neuen Tarif am billigsten – an Wochenenden zwischen 20 und 8 Uhr – ist.) 50 EUR teurer als der aktuelle.
Im ungünstigsten Fall wäre der neue Tarif 215 EUR teurer. (Die Realität liegt natürlich irgendwo dazwischen.)
Pro Jahr.

Die Einbeziehung der erlassenen Grundgebühr im ersten Halbjahr mildert die Sache nur wenig und (vor allem) nur temporär.

Einen Vorteil kann man als Verbraucher gegenüber dem alten Tarif ab einem Verbrauch von ca. 3.000 kWh/Jahr erzielen. Im günstigsten und unrealistischen (Wochende zwischen 20 und 8 Uhr) Fall.
Wir haben knapp die Hälfte.

Möchte wissen, wie viele Leute in ähnlichen Situationen schon bei ‘kostenlos'(er Zähler) und ‘ein halbes Jahr kein Grundpreis’ in eine Schnappatmung verfallen sind und hektisch die Stelle zum Unterschreiben gesucht haben…

Cash flow

Eine Überweisung von einem Konto bei der ING-DiBa auf ein Konto bei einer Sparkasse dauert* mal locker mindestens zwei Tage.
Gleiches zwischen DKB und Sparkasse: Keine zwei Stunden(!).

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*Zeitraum zwischen Abschicken der Online-Überweisung und Geldeingang.

Mildtätig

Ich haste durch den Darmstädter Bahnhof. Die Gründe hierfür sind sekundär.
Vor einem Brötchen/Kaffeeladen sitzen zwei Jugendliche auf dem Boden und unterhalten sich. Beide sehen nicht aus, als würden sie dort betteln. iPod-Kopfhörer in je einem Ohr, saubere Klamotten etc. – offenkundig ist es irgendwie cool da zu sitzen oder was weiß ich.
Sie haben einen Pappbecher vor sich stehen. Kurz überlege ich ob die da am Ende dann doch betteln.
Ich erledige, weswegen ich im Bahnhof bin und komme auf dem Rückweg zum Parkhaus wieder an diesen Leuten vorbei.
Im Näherkommen erkenne ich, dass im Becher Kaffee ist. Für einen Augenblick lang denke ich daran, eine handvoll rote Centmünzen mit Schwung in den Becher zu werfen, mich an der folgenden großflächigen Einnässung der beiden zu ergötzen und irre lachend wegzulaufen.

Ich lasse es dann doch.
Jeder soll nach seiner Façon selig werden.

Murmeltiertag

Aldi, Kasse.
Vor mir hat eine Frau ein paar Bananen und zwei Packungen tiefgefrorene Hähnchenschenkel (oder ähnlichen Quatsch) auf dem Band. Diese beiden Packungen liegen aufeinander. Also eine auf der anderen. Sie kommen, wie gesagt, aus dem ewigen Eis, allerhand Feuchtigkeit die sich bis dato in der Luft vergnügt hat, sammelt sich an der kalten Pappe. Die wird dadurch ein wenig rutschig.
Das Band läuft ruckartig an, die obere der beiden Packungen kriegt das nicht auf die Reihe und rutscht nach hinten auf den Warentrenner, der dicht dran liegt.
Die Frau legt die Packung wieder auf die andere.
Kurz darauf läuft das Band erneut an, die obere Packung rutscht wieder runter.
Die Frau legt die Packung wieder auf die andere.
Kurz darauf läuft das Band…

Vier Mal.
Sie hat das vier Mal gemacht.
Das Schauspiel wurde beendet, weil die Kassiererin das Zeug an sich nahm und scannte.

Nach dem zweiten Mal hätte ich die Sachen neben- oder hintereinander gelegt. Spätestens.
Aber wer bin ich schon…