Tour de France

Seit einem Monat bin ich Rennradfahrer.
Das Gefährt war nicht billig und ich habe lange mit der Investition gehadert. Zu Unrecht, wie ich inzwischen weiß.
Bis dato bin ich Mountainbike gefahren. Nicht unbedingt halsbrecherisch downhill, aber mit so einem MTB kommt man einfach überall lang. Asphalt, Sand, wurzelige Waldwege, Schotterpisten – kein Problem. Ich kann einen Gepäckträger montieren und Gepäcktaschen anhängen.
Ein Rennrad hat mit all dem nichts am Hut. Es möchte einen glatten und trocknen Boden und hat mit Transport (über den Fahrer hinaus) nichts am Hut. Keine Federung, keine Schutzbleche. Bleistiftdünne Reifen in Verbindung mit 7-8 bar Reifendruck geben jedes überfahrene Steinchen und jede Unebenheit ungefiltert weiter.
Nun ist mein MTB ein Hardtail, es verfügt also lediglich vorne über eine Federung in Form einer Federgabel. Aber die federt eben auch. In Verbindung mit relativ großvolumigen (wenn auch mit ~4 bar stramm gefüllten) Reifen hat man einen gewissen Komfort. Und kann zudem relativ sorglos Bordsteinkanten und ähnliche Hindernisse passieren.
Dinge, die mit einem Rennrad tunlichst zu vermeiden sind. Abgesehen von der Weitergabe von Stößen Richtung Fahrer sind die Laufräder nicht billig und wollen nicht (durch ‘wenig’ Reifen letztendlich doch recht ungeschützt) verdellert werden.
Das wirft für den Anfänger (wie mich) einige Probleme auf.
Jeder (mit dem MTB) gewohnte Weg muss ganz neu betrachtet und in Frage gestellt werden. Mit einem Rennrad merkt man erst, wie kaputt viele Wege und Straßen doch sind.
Wie viele nicht ausreichend abgesenkte Bordsteinkanten ein Radweg aufweisen kann.
Wie viele Bäume ihre Wurzeln unter Radwegen entlangführen.
Wie hügelig eine immer wieder geflickte Straße letztendlich ist.
Und nicht zuletzt: Wie dämlich sich so viele Menschen verhalten. Ein Radweg ist kein Fußweg. Und oft genug echauffiert man sich, wenn ich (mit dem MTB) klingele. Da fahre ich dann lieber kommentarlos über eine Betonkante und ein paar Meter über die Wiese oder hüpfe auf die Straße und am nächsten abgesenkten Bordstein wieder auf den Radweg.
Das alles würde ein Rennrad übel nehmen. Möglicherweise bin ich auch einfach noch zu vorsichtig, aber man weiß eben nicht, was da so alles im Gras rumliegt. Die Reifen sind dünn, da geht schnell mal was durch. (Beim MTB nicht so, zumal es dort extra noch eine Pannenschutz-Einlage gibt.) Und vom Bordstein runter muss mit dem Rennrad wirklich nicht sein.
Man mag einwenden, dass ein Rennrad auf die Straße gehört. Das ist sicher richtig. Schon allein der allermeistens deutlich bessere Untergrund gebietet das. Allerdings ist so eine stark befahrene Bundesstraße (was hier im Rhein-Main-Gebiet faktisch auf jede Bundesstraße zutrifft) auch nicht die reine Freude mit einem Rad. Zumal es bei vorhandenem Radweg und entsprechender Beschilderung eine Benutzungspflicht gibt.
Ich versuche also, Hauptverkehrsstraßen zu meiden und vernünftige Radwege zu nutzen.
Besonders das mit den Radwegen weiß man oft nicht, wenn man neue Strecken fährt.
Ich verwende zur Navigation im Gelände (und zum Geocaching) ein Garmin Montana 600. Aktuell, glaube ich, mit der aktuellen topographischen Karte von Garmin. Oder der Freizeitkarte von OSM. Sind jedenfalls beide drauf.
Das Gerät bietet jedenfalls einige Routing-Einstellungen. Man kann angeben, womit man unterwegs ist. Zu Fuß, mit dem Motorrad, mit dem Auto, mit dem Fahrrad und noch andere. Beim Fahrrad kann man noch die Art wählen. Die Einstellung ‘Trekkinrad’ kommt dem Rennrad noch am nächsten. Dazu lassen sich Vermeidungen definieren. Fähren, unbefestigte Wege, Hauptverkehrsstraßen etc. Alles mögliche lässt sich vermeiden.
Aber selbst wenn ich die Einstellungen so wähle, dass nach gesundem Menschenverstand nur noch mehr oder weniger stark befahrene Straßen und befestigte Radwege übrig bleiben sollten, werde ich mitunter Strecken entlang geschickt, deren Beschaffenheit jenseits von Gut und Böse ist.

Aber das alles sind insgesamt vernachlässigbare Trübungen der Gesamtlage.
Rennrad macht einfach Spaß. Kann man anders nicht sagen.
Es ist ein ganz anderes, neues Fahrgefühl.
Ein Kauf, den ich nicht bereue.

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