Die Verwirbelung der deutschen und der englischen Sprache ist toll.
Man kann Dinge sagen für die man vor fünfzig Jahren noch unverzüglich zur dauerhaften Verwahrung ins Irrenhaus verbracht worden wäre.
Man muss aber nicht.
Die meisten Menschen tun es trotzdem. Obwohl die deutsche Sprache viele schöne Wörter hat, die zudem auch noch von den allermeisten Menschen verstanden werden. Nein, man muss zwingend englische Wörter benutzen.
Nachdem englische Wörter, Phrasen und ganze Sätze (Werbung etc.) bereits die deutsche Sprache gekapert haben, und von den Sprechern keinerlei Widerstand (eher im Gegenteil) geleistet wurde, schicken sich die fremden Wortkrieger nun vermehrt dazu an, deutsche Wörter zu enthäuten und sich deren Äußeres überzustülpen. Unter Beibehaltung ihrer ursprünglichen Positionen im Wortgefüge.
Dass etwas keinen Sinn machen kann ist hinlänglich bekannt. Tut es trotzdem. Und auch ich muss zugeben dass mir ‘Sinn machen’ hin und wieder über die Lippen schlüpft. Obwohl das gar keinen Sinn hat, weil es schlicht falsch ist.
Jüngst sprach der rheinland-pfälzische Ex-Ministerpräsident, Ex-SPD-Vorsitzende, Ex-Kanzlerkandidat, Ex-Verteidigungsminister und aktuelle Vorsitzende des Bundes deutscher Radfahrer, Rudolf Scharping, in eben dieser (letzteren) Funktion mit einem Moderator des Hessischen Rundfunks HR1. Es ging ums, wer hätte das gedacht, Rad fahren.
Man schwätzte ein wenig hin und her und dann stellte der Moderator dem passionierten Radfahrer die Frage wie er denn damals gelernt habe, Fahrrad zu fahren. Worauf der Ex-Ex-Ex-Dingens, also der Scharping meinte, er erinnere das nicht. Radfahren und so ganz toll und schon lange und so weiter, aber wann und wie er das erste Mal auf einem Rad saß, erinnere er nicht.
Diese mehrfache Wiederholung von ‘I cant’/don’t remember that’ in der nahezu wörtlichen Übersetzung strafte meinen ersten Verdacht, eines freudschen Versprechers Lügen und irritierte mich nicht unerheblich. Eine Person die nach ihren zahlreichen politischen und damit öffentlichen Ämtern eigentlich wissen müsste wie mit der deutschen Sprache umzugehen sei – und dann sowas.
Okay, bei näherer Überlegung muss ich zugeben dass das eine nichts mit dem anderen zu tun haben muss. Wahrscheinlich nicht hat. (Man denke hierbei an einen bayrischen Freund des Stammel- und Stotterlautes ‘äh’.)
Wie dem auch sei. Ich kann mich auch nicht mehr daran erinnern wann meine Eltern meine heutigen Radfahrkünste beursacht haben, aber dass ich die korrekte Verwendung des Wortes ‘erinnern’ in all seinen Ausprägungen in der Schule oder durch bereits erwähnte Erziehungsberechtigte erlernt habe, daran erinnere ich mich auf jeden Fall.