Denk mal!

Vor ein paar Tagen starb in Australien ein junger Mann beim planking.
Sich in einer Höhe von sieben Stockwerken irgendwie auf einem Balkon(geländer?) ablegen zu wollen, ist alleine für sich schon dämlich genug. Das Ganze allerdings besoffen zu tun, ist an Idiotie nicht mehr zu überbieten.

Die Sache schlägt jetzt Wellen. Offenbar ist planking in Australien besonders ‘beliebt’, deshalb rufen Behörden und Institutionen dort jetzt dazu auf, ‘gefährliche’ Aktionen zu unterlassen.

Ich muss gestehen, dass ich das nicht verstehe. Diese ganze Thematik der Bevormundung geht mir schon lange ziemlich auf die Nerven.
Wenn ich betrunken auf einem Balkongeländer rumklettere, muss ich damit rechnen, abzustürzen. Das ist eine ganz logische Konsequenz die jedem Menschen bewusst sein sollte. Ich finde schon, dass man das voraussetzen kann. Ausnahmen sind hier sicherlich kleine Kinder, die die Tragweite ihrer Handlungen eben noch nicht beurteilen können.
Diese Entschuldigung entfällt aber spätestens mit dem Verlassen der Grundschule.

Wenn ein Mensch auf etwas klettert, kann er herunterfallen. Mit einem Messer kann er sich schneiden. Mit einem Fahrrad kann er stürzen. Alles Dinge, die klar auf der Hand liegen.
Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten.

1. Gewisse Dinge einfach nicht tun.
2. Gewisse Dinge tun, aber für den eigenen Schutz sorgen. Durch die Verwendung eines Fahrradhelms beim radfahren, zum Beispiel.
3. Gewisse Dinge tun. Trotzdem. Warum auch immer. Mit den Konsequenzen leben. Oder eben nicht mehr.

In diese letzte Kategorie fällt der junge tote Australier. Der hatte für sich sicher gute Gründe. Weil er sich (oder Dritten) etwas beweisen wollte vielleicht. Weil er an Selbstüberschätzung litt. Weil er im Suff die Risiken nicht mehr beurteilen konnte. Oder alles zusammen.

Jetzt könnte man argumentieren, dass Menschen in alkoholisiertem Zustand vermindert zurechnungsfähig sind und sich deshalb quasi außerhalb ihrer Verantwortung bewegen.
Aber: Einen Scheiß tun sie! Jedes Mal wenn ich höre, dass bei einer Straftat eine alkohol- bzw. allgemein drogenbedingte ‘verminderte Zurechnungsfähigkeit’ (o.ä.) als mildernder Umstand geltend gemacht wird, geht mir der Hut hoch.
Dass gewisse Fähigkeiten unter Drogeneinfluss nachlassen und ein entsprechendes Maß an Selbstüberschätzung vorliegt, ist kein Geheimnis. Das weiß jeder, bevor er das erste Bier leert.
Wer bis zum Verlust der Muttersprache säuft, sich dann zum schlafen auf Eisenbahngleise legt und prompt überfahren wird, ist nicht Opfer eines ‘tragischen Unfalls’, sondern Opfer seiner eigenen Blödheit. Hier würde ein bisschen weniger Alkohol sicher das letale Ende verhindern.
Und die Entscheidung, noch ein Bier zu trinken oder eben nicht – das zeichnet uns als Menschen aus. Wir können uns entscheiden.

Ich fahre derzeit viel Rad. Zur Firma, nach Hause. Die gleiche Strecke wird auch von der Bahn und teilweise parallel von der Straßenbahn bedient. Die jeweils natürlich auf Schienen, die wiederum in einem Gleisbett liegen, fahren. Die Gleise der Bahn sind oft schon räumlich leidlich gut abgeschottet. Im Stadtbereich sowieso, außerhalb säumt mitunter dichtes Gehölz die Strecke. Ab und zu gibt es Über- bzw. Unterführungen. Mindestens an diesen Stellen weisen dann Schilder darauf hin, dass man da an der Seite nicht hoch- oder runterklettern (und so aufs Gleisbett gelangen) soll. Das wäre gefährlich.
Die Gleise der Straßenbahn sind relativ neu und verlaufen ‘einfach so’ zwischen den Feldern. Es gibt Wege, auf denen man in wenigen Metern Entfernung von der Straßenbahn überholt wird. Es gibt Übergänge, meistens ohne Schranken, lediglich mit Signalanlagen. Entlang der Strecke haben besorgte Menschen nun in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Schilder aufgestellt. Dass das Betreten der Gleisanlagen verboten sei. Es wäre gefährlich. Außerdem würden die Oberleitungen der Straßenbahn Strom führen. (Ach!?) Das wäre auch gefährlich. (Wirklich!?)

Wes Geistes Kind muss man sein, von den Gefahren beim Überqueren von Gleisanlagen nicht zu wissen?
Kleine Kinder die noch keine Ahnung haben, können die Schilder sowieso nicht lesen.
An wen sind sie also gerichtet?

Gewiss wird ein Gericht den Betreiber einer derartig gefährlichen Einrichtung wie einer Straßenbahnlinie in Grund und Boden geißeln, wenn da ein Trottel überfahren wird und keine Schilder aufgestellt waren.
Aber wer wäre hier Schuld?
Doch wohl der Tote selber. Was hatte er auf den Schienen zu suchen?

Anderes Beispiel. Das zu meinem Haushalt gehörende Fahrzeug weist eine Höhe von knappen 168 cm auf. Das ist schon mal höher als die Gattin ist, und auch für mich nicht eben niedrig.
Wir transportieren bisweilen Fahrräder auf dem Dach. Zusammen mit den Grundträgern (die ihrerseits auch eine gewisse Höhe haben) muss man sich da dann ganz schön strecken um die Zweiräder auf dem Dach regelkonform zu vertäuen.
Jedenfalls erwarb ich jüngst einen kleinen Klapphocker aus dickem Plastik für primär genau diesen Zweck.
Dieser Hocker lässt sich bis auf wenige Zentimeter flach zusammenfalten. Beim aufklappen müssen einige Teile ineinandergreifen und gewährleisten so die Stabilität des Produktes.
Nach einem kurzen Blick auf den Hocker war mir das klar. Mir war in der Folge auch klar, dass diese Stabilität nur gegeben ist, wenn der Hocker vollständig aufgeklappt ist.
Trotzdem lag ein Zettel mit allerlei Hinweisen bei. Dort gebot man, den Hocker auf jeden Fall nur im vollständig aufgeklappten Zustand zu verwenden. Und ihn nicht mehr zu benutzen, wenn er kaputt wäre.
Dinge, die für jeden halbwegs normal denkenden Mensch glasklar auf der Hand liegen und völlig selbstverständlich sind.
Trotzdem wird ein Baum getötet, Tinte verschwendet und ein absolut überflüssiger Zettel beigelegt.

Können die Leute nicht selber ein bisschen denken?
Muss hier jeder Furz vorgeschrieben und reglementiert werden?
Was ist denn mit der selbstständigen Entscheidung?
Ist es wirklich nötig, den Leuten immer mehr Denk- und Überlegungsprozesse abzunehmen? Wohin führt das?
Könnte man nicht ganz viel Geld, Zeit und Nerven einsparen, wenn man einerseits einfach mal das Offensichtliche nicht nochmal erklärt und andrerseits die Matsche zwischen den eigenen Ohren benutzt?

Diese ganze Gesellschaft verblödet zusehens. Die Menschen ziehen sich auf Positionen zurück, die denen von Kleinkindern gleichen. Es wird immer weniger Verantwortung für das eigene Handeln übernommen. Wenn die Schuld auf Dritte geschoben werden kann, dann wird das auch gemacht.
Das geht in die Richtung dieser immer wieder zitierten Fälle aus den USA.
Wo Leute klagen (Gericht und so) weil sie sich am Kaffee verbrannt haben. Hallo? Kaffee wird gekocht? Heiß?
Wo Leute klagen weil sie ihr Haustier in der Mikrowelle getrocknet haben und das danach für dieses Tier nie wieder machen mussten. (Ich bin mir allerdings nach wie vor nicht sicher, ob das nicht eine Legende ist….)

Jetzt steht auf den Kaffeebechern, dass der Kaffee heiß ist.
Und in den Mikrowellenhandbüchern, dass damit keine Haustiere getrocknet werden dürfen.
Auf beides kann man auch unter Einsatz des eigenen Gehirns kommen.
Wenn es denn eingesetzt werden würde.
Aber diese Gesellschaft ist längst in einer Spirale der Verblödung gefangen. Die Leute denken weniger, es gibt mehr Regeln, die Leute denken noch weniger, es gibt noch mehr Regeln, …

Idiocracy lässt grüßen.

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