Kuba, Tag 8; Schuhnotstand, Sanitäre Katastrophen, Zuckerfabrik, Hershey-Express

Kuba, Tag 1; Frankfurt – Havanna
Kuba, Tag 2; Havanna
Kuba, Tag 3; Valle de Viñales
Kuba, Tag 4; Castillo de los Tres Reyes del Morro, El Floridita, Cementerio Cristóbal Colón, Bettruhe
Kuba, Tag 5; Havanna – Cienfuegos – Trinidad
Kuba, Tag 6; Trinidad, Strand
Kuba, Tag 7; El Cubano, Wasserfall, Beachvolleyball, Rum

26.11.2009
Abschied vom albtraumhaften Hotel. Endlich! Halleluja. Ein letztes Mal ein mageres Frühstück, das diesen Namen nicht verdiente.
Und ab zum Bus. Die lange Fahrt nach Hershey stand uns bevor. In der Gegend zwischen Havanna und Matanzas hatte Mr. Hershey in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine sichere Zuckerquelle für die Hershey Chocolate Company gefunden und dort mehrere Zuckerfabriken gebaut. Dieser Zucker musste von der jeweiligen Fabrik dann zum Hafen gebracht werden, wozu Eisenbahnlinien gebaut wurden. Eine dieser Bahnen wird heute verwendet, um Touristen in mehr oder weniger historischen Waggons durch die Landschaft zu chauffieren. Das war auch unser Ziel.
Aber vor dieser Fahrt stand zunächst die Busfahrt. Und die zog sich hin, dass es eine Art hatte.
Ich las fatalerweise weiter in meinem Buch.
Draußen zog die Gegend vorbei. Wuchernde Vegetation, Felder mit fruchtbaren Böden. Die Autobahn war wie immer weitgehend leer.
Wir hielten dann an einer Tankstelle. Nicht um zu tanken, das erledigte der Fahrer immer wenn wir grad nicht dabei waren. Die Tankstelle verfügte über sanitäre Einrichtungen, die das Objekt der Begierde (vornehmlich der Damen) waren.
Außerdem verfügte die Tankstelle über ein kleines Männchen, das handtellergroße Löcher in seinen Schuhsohlen hatte. Der lief entsprechend mit Teilen der nackten Füßen auf dem Boden. Obwohl er Schuhe trug.
Und er erbat die Schuhe der sanitär wartenden Damen. Auch die der Gattin.
Jetzt hat man meistens eigentlich nur das eine Paar Schuhe dabei, das soeben an den Füßen steckt. Und überhaupt…also…ehm…
Das Männchen fand also keinen Ersatz bei uns. Irgendwie traurig, eigentlich. Zumal ich am Ende der Reise meine treuen und von der Gattin innig gehassten Sandalen zurück- und somit der Entsorgung anheimfallen lassen musste.

Der Himmel war während der Fahrt beeindruckend grau und sah ziemlich unheilverkündend aus – im Verlauf der Bahnfahrt lichteten sich die Wolken dann.
Vor dieser Bahnfahrt stand aber noch das Mittagessen. Mit Müh und Not hatten wir es bis 13 Uhr zum typischen ländlichen kubanischen Touristenrestaurant geschafft. Das war wie immer überdacht, aber ansonsten offen. Und das Essen war (wie meistens) stark hühnchen-, reis- und bohnenlastig. Das musste nicht schlecht sein, war hier aber auch nicht herausragend gut.
Herausragend, aber eher unvorteilhaft, waren hier die sanitären Einrichtungen. Es gab da ein kleines Häuschen ein Stück den Hang hinter dem Restaurant hoch. Davor saß eine alte Frau, spielte Klofrau und machte einen auf harmlos. Das Männerklo bestand aus einem dunklen Raum mit einem ebensolchen Boden, einem versifften Pissoir und einer ebensolchen Schüssel die nicht abgetrennt war. Der ganze Raum verfügte nicht über eine Tür. An der Wand waren noch Spuren eines Waschbeckens zu erkennen. Bolzen in der Wand, eine abgeklemmte Wasserzuleitung. Es roch mörderisch. Ich entledigte mich so schnell es ging meiner flüssigen Verdauungsendprodukte und stürzte hinaus. Dort war, wie ich jetzt feststellte, an einer Ecke des Häuschens ein Eimer aufgestellt worden, in den sich eine Wasserleitung mehr oder weniger stark ergoß. Hände waschen und bloß weg da.
Im, der holden Weiblichkeit vorbehaltenen Teil der Örtlichkeit soll es nicht besser ausgesehen haben.
Ab in den Bus und ab zurück zur Bahnstation. Dort waren wir vor dem Essen schon mal, da weder Busfahrer noch Reiseleiterin sich der Gegend, zumindest aber der Mittagessenlokalität, wohl nicht so sicher waren. Diese Bahnstation war ein kleines Gebäude mit einem erhöhten Betonstreifen unmittelbar neben einem Bahnübergang der völlig ungekennzeichnet war.
Wir würden vor Abfahrt des Zuges noch eine kleine Rundfahrt durch die Stadt die Mr. Hershey seinerzeit für seine Arbeiter um die Zuckerfabrik herum angelegt hatte, unternehmen. An der Bahnstation stand eine schmutzige alte Diesellok, unter ihrem Blech bebte das Aggregat vor lauter Drehmoment und versetzte die Umgebung in Schwingungen. Angehängt waren zwei Waggon von denen einer nur wenig besser aussah als der andere.

Wir lachten und scherzten, daß das unser Zug sei und bereits auf uns warten würde. Haha. „Kuba, Tag 8; Schuhnotstand, Sanitäre Katastrophen, Zuckerfabrik, Hershey-Express“ weiterlesen

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25.11.2009
Dieser Tag führte uns nach einem, am nach wie vor katastrophalen Buffet, kargen Frühstück in den Naturpark El Cubano, also ‘der Kubaner’.
Der Bus verließ die asphaltierte Straße hinter Trinidad, nahm eine Frau mittleren Alters auf die die anstehende Wanderung führen würde, und schaukelte dann eine ganze Weile einen schmalen Weg entlang. Äste kratzen über das Dach und der Fahrer geriet ein ums andere Mal ordentlich ins Schwitzen. Dieser Weg führte uns schließlich zum Ausgangspunkt der Wanderung die an einem Wasserfall enden sollte. An diesem Ausgangspunkt gab es auch ein Restaurant in dem wir nach der Rückkehr zu Mittag speisen würden. Ich hatte psychosomatisch direkt den Geruch von Hühnchen in der Nase.
Vor dem Abmarsch wurde an der Bar des Restaurants noch ein regionales und rumhaltiges Getränk gereicht.
Dann ging es aber los über Stock und Stein. Im Sinne des Wortes. Der Weg schlängelte sich an einem kleineren Wasserlauf entlang und überquerte diesen ab und zu auch mal. Mit Brücken oder einfach so. In letzterem Fall lagen dann da ein paar größere Steine in einer mehr oder weniger geordneten Reihe im Bachbett.





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24.11.2009
Nach einer kalten Dusche (unfreiwillig!) einem katastrophalen Frühstück fuhren wir mit unserem Bus die paar Kilometer nach Trinidad. Dort galt es in der Öffentlichkeit herumzulaufen. Wir waren auf größere Entfernung sicherlich als Touristen erkennbar, sehschwache Kubaner konnten uns dann aus der Nähe auch an dem modischen roten Plastikarmband erkennen. Das war nur unter Verlust seiner strukturellen Integrität zu entfernen und wies uns als all-inclusive-Gäste des Hotels aus. (Reiseleiterin und Busfahrer hatten auch Armbänder, allerdings bezahlte der kubanische Staat ihnen wohl lediglich Voll- oder Halbpension – ihre Armbänder waren andersfarbig.)
Bei mir hatte schon das angelegt-bekommen des Armbandes am Vorabend ein merkwürdiges Stigmatisierungsgefühl ausgelöst. Gebrandmarkt, auf dass man die vergnügungssüchtigen Kapitalisten erkennen und mit offenen Händen bestürmen möge.
Wer es bis hier noch nicht gemerkt hat – das war meine erste Erfahrung mit derartiger all-inclusive-Markierungspraxis. Und es war keine gute Erfahrung.
Aber da konnte man wohl nichts machen.

Auf dem Weg von der Halbinsel herunter nach Trinidad, kamen wir wieder an so gut wie keinem anderen motorisierten Gefährt vorbei. Dafür waren am Straßenrand ab und zu Leute damit beschäftigt, den Bewuchs (hier mehrheitlich Gras) kurz zu halten. Das taten sie diesmal nicht mit züngelnden Flammen, sondern mit einer Art Sensenprügel. Ich weiß nicht wie man es nennen soll, es schien mir aber in der Tat wie eine Kreuzung aus Sense und Knüppel. Für letztere Assoziation war die charakteristische Arbeitsbewegung verantwortlich. Das Gerät war wohl halb so lang wie ein typisches Gartengerät hierzulande, irgendwo auf der Hälfte abgeknickt und bestand ab dort wohl aus einer metallenen Schneide. Durch die Kürze der Dinges mussten die Anwender sich ein Stück herunterbeugen und prügelten dann in heftigen Bewegungen seitlich auf den Boden ein. Irgendwie. So sah es aus. Unnötig zu erwähnen, dass sie dabei vermutlich schwitzen wie nur was, da es schon am frühen Morgen unbotmäßig warm/schwül war.

Das Meer da um die Halbinsel rum lag voller rostiger Schiffswracks. Keine Ahnung was das sollte…


Die Hauptstraße die wir in Trinidad passierten, waren voller Geschäftigkeit. Ziemlich viele Menschen waren unterwegs, mit irgendwelchen Dingen befasst. Man konnte wieder durch die offenen Fensterläden in die Häuser schauen. Die Fenster an den Straßen waren in der Mehrzahl vergittert, was eine bedenkenlose Öffnung wohl erst ermöglichte.
Die Seitenstraßen waren dann nicht mehr so voll.
Der Bus verblieb schließlich in einer Straße und wir legten den Rest des Weges zu Fuß zurück. Die eigentliche Innenstadt wäre für das große Fahrzeug aufgrund von baulichen Gegebenheiten sowieso wohl nicht befahrbar gewesen. Ansonsten waren dort auch sehr wenige andere Fahrzeuge zu sehen. Ein Großteil der Straßen ist mit scheinbar nahezu kugelrundem Kopfsteinpflaster versehen, steil und schmal – letzteres produziert natürlich auch enge Kurven. Man war zu Fuß deutlich besser unterwegs.




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Kuba, Tag 5; Havanna – Cienfuegos – Trinidad

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23.11.2009
Für den Morgen stand der Besuch einer Zigarrenfabrik in Havanna auf dem Programm. Da wir Havanna danach in Richtung Cienfuegos und Trinidad verlassen würden, galt es zu packen und die Koffer im Bus zu verstauen. Sprich: Man übergab die Koffer dem Busfahrer, der sie fachmännisch im Bauch des Busses unterbrachte.
Da 42 Koffer verstaut werden mussten und die Leute erst nach und nach aus dem Hotel kamen, machte ein alter Mann der die internationale Ausgabe der Granma, also der Zeitung der kommunistischen Partei vor dem Hotel verkaufte, gute Geschäfte. In seinem Stoffbeutel der aus irgendeiner Imagekampage der Bundesregierung stammte und den groß ‘Made in Germany’ mit den drei charakteristischen Farben zierte, hatte er jeweils einen Satz der Zeitung in den verfügbaren Sprachen (Unter anderem: deutsch, englisch, französisch und italienisch.). Einige aus unserer Gruppe (ich auch) kauften die deutsche Ausgabe die mit großen Lettern das US-Embargo anprangerte, das bei einer Abstimmung in der Uno eine massive Ablehnung erfahren hatte. (Das tut es schon seit vielen Jahren und kratzt die USA kein Stück.)
Im Bus blätterte ich dann ein wenig in der Zeitung, deren Druckerschwärze sofort Besitz von mir ergriff. Das raue Papier konnte die ihm anvertraute Menge an schwarzer Farbe nicht bei sich behalten und gab reichlich.
Der Zeitungsverkäufer freute sich sichtlich über den Absatz seiner Ware und lachte innerlich wohl heftig über die Trottel, die ihm aus irgendwelchen komischen Gründen regelmäßig den Kram abkauften.
Nach kurzer Fahrt erreichten wir die Zigarrenfabrik.


Dort erwartete uns ein Angestellter der uns durch die Hallen führte und in deutscher Sprache erklärte. Fotografieren war leider grundsätzlich verboten, das hatte, wie uns unser Führer erklärte, folgenden Grund: Vor einigen Jahren seien einige Amerikaner (vermutlich US-) in der Fabrik gewesen und hätten wie alle anderen Touristen auch fotografiert. Die anderen Touristen waren danach mit ihren Fotos und Erinnerungen nachhause gefahren und hatten mit ihrem Leben weitergemacht. Besagte Amerikaner hätten ihre Fotos allerdings dergestalt bearbeitet, dass man den Eindruck haben musste, dass die Zigarren nicht in Handarbeit, sondern durch Maschinen hergestellt würden. Und mit diesen ‘Fotos’ sei die Fabrik dann erpresst worden.
Zum Wahrheitsgehalt dieser Schilderung und dem Ausgang der Sache kann ich leider nichts sagen, wir durften deswegen aber nur gucken und nicht knipsen.
Schade, aber was will man machen.
Die Führung ging dann also so durch das Gebäude und wir sahen wie glutäugige, junge und jungfräuliche Schönheiten die Zigarren auf ihren nackten Oberschenkeln rollten…
Nein, natürlich nicht. Da arbeiteten ganz normale Menschen, junge und alte, schöne und nicht ganz so schöne. Die hatten lange Hosen oder Röcke an und ein paar rauchten Zigarren. Die einzelnen Arbeitsschritte wurden erklärt und gezeigt. In jedem Raum in Gebäude waren Lautsprecher aus denen die ganze Zeit eine Stimme quoll. Spanisch natürlich. Wir erfuhren, dass so die Zeitung bzw. Belletristik verlesen wurde. In einer der Hallen, in der unzählige ArbeiterInnen an Tischen saßen und Zigarren rollten, sahen wir dann auch eine ältliche Frau die auf einer kleinen Bühne saß und ein Buch in ein Mikrofon hineinlas.
Bei der Qualitätskontrolle vertraute unser Erklärbär uns dann grinsend an, dass die Zigarren die nicht den Anforderungen entsprächen, von den Arbeitern behalten werden dürften. Und dass es dann, je nach Privatbedarf, schon mal mehr Ausschuss gäbe. Hihi.
Am Ende bei der Verpackung gab es dann nur noch jeweils absolut gleich aussehende Zigarren einer Sorte (derer dort mehrere produziert wurden), die sorgfältig in Holzkisten verpackt wurden.
So ein Stapel daumendicker, einen aromatischen Geruch verströmenden Lungentorpedos macht schon was her.
Leider gab es keinen, wie auch immer gearteten, Werksverkauf. So ein bisschen Ausschußware hätte ich zu einem ehem…guten Preis genommen.

Als wir aus der Fabrik traten, parkte vor selbiger ein wie neu aussehendes und blitzblankes Erzeugnis der bayrischen Motorenwerke, die Modellbezeichnung beginnend mit einer sieben. Standerhalter und Nummernschild wiesen das Fahrzeug als zu einer Botschaft gehörend aus. Davor und dahinter ähnliche, allerdings nicht ganz so nagelneu erscheinende Fahrzeuge – die Eskorte.
Da holte sich der Herr Botschafter wohl ein bisschen Vorzugsbehandlung ab.
Wir stiegen in unseren Mercedes…bus und los ging die wilde Fahrt nach Cienfuegos. Wobei der aufmerksame Leser sicherlich schon weiß, dass ‘wild’ hier lediglich ein Euphemismus sein kann. In Havanna gibt es zwar keine nennenswerten Staus oder ähnliche Auswüchse einer modernen motorisierten Gesellschaft, aber der Verkehr ist mitunter durchaus hinlänglich dicht.
Außerhalb der Stadt erlischt das rege Treiben auf den Straßen schlagartig, und so waren wir wieder einmal auf weiten Strecken eher einsam auf der Straße unterwegs. Wenige PKWs und LKWs, Pferde- und Eselkarren auf und Reiter sowie Radfahrer auf/neben der Autobahn.


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Kuba, Tag 4; Castillo de los Tres Reyes del Morro, El Floridita, Cementerio Cristóbal Colón, Bettruhe

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Kuba, Tag 3; Valle de Viñales

22.11.2009
Dass ich in der Nacht meine Körperflüssigkeiten (abgesehen von Transpiration) bei mir behalten hatte, war schon mal ein gutes Zeichen. Aber auch das einzige dieser Art. Mit meinem allgemeinen Befinden stand es nicht so gut. Genauer gesagt stand es damit sogar so schlecht, dass die Gattin über die Rezeption die hoteleigene Ärztin zu einer Visite organisierte.
Es erschien dann eine sehr unaufgeregte Frau mittleren Alters in Kittel und Begleitung eines kleinen Köfferchens. Sie war der englischen Sprache mächtig, was die Konsultation schon mal erheblich erleichterte. Das mit der Sprache war durchaus keine Selbstverständlichkeit – die Tatsache dass man es bei der Arbeit mit einer nicht unerheblichen Anzahl von nicht-spanischsprachigen Touristen zu tun hat, scheint für den handelsüblichen und im Tourismus tätigen Kubaner nicht unbedingt ein Argument, sich diese Weltsprache anzueignen.
Wie dem auch sei. Ich legte der Ärztin also die Erscheinungen meiner Unpässlichkeit dar, und sie erkundigte sich dann nach allerhand Dingen. Allergien, Vorerkrankungen und so weiter.
Sodann sollte mein Bauch abgeklopft und -gehört werden. Über den zieht sich eine lustige und längere, 27 Jahre alte Narbe. Der Ärztin fiel selbige natürlich auf und sie fragte was da wohl los gewesen sei. Dass die Sache so viele, nämlich eben 27 Jahre her sei bekam ich noch zusammen, aber was in Gottes Namen heißt ‘Zwerchfell’ auf englisch? Oder auf spanisch? Ich versuchte die Sache irgendwie zu beschreiben, stammelte in Ermangelung des korrekten Ausdruckes und einer hinlänglich treffenden Beschreibung (nicht nur das Zwerchfell, auch diverse andere Organe die in der näheren Umgebung liegen und zur Beschreibung hätten hilfreich sein können wollten mir in ihrer englischen Bezeichnung nicht in den Sinn kommen) allerdings nur ein wenig herum. Ratlos schaute ich die Gattin an. Die Gattin schaute ratlos zurück. Dann schauten wir ratlos die Ärztin an. Auch einem Reisewörterbuch war das Zwerchfell als solches gänzlich unbekannt.
Die Ärztin gab sich notgedrungen wohl damit zufrieden, dass eine 27 Jahre alte Operation wohl hier keine Relevanz hatte. Hatte sie ja auch nicht.
Sie (die Ärztin, nicht die Operation oder die Relevanz) klopfte dann ein wenig hier und da auf meinem Bauch rum und horchte mit einem Stethoskop nach dem Echo. Oder nach was auch immer. In meinem Verdauungstrakt hatten die Bakterienrebellen inzwischen eine Gewaltherrschaft errichtet und für Ruhe gesorgt. Vermutlich war auch nichts mehr da, das für eine größere Geräuschentwicklung hätte sorgen können.
Die Ermittlung meiner Körpertemperatur ergab ein kleines bisschen Fieber, das Ganze brachte weißbekittelte Frau dann zu der Diagnose einer Infektion mit irgendwelchen fiesen Bakterien (Name bereits erfolgreich vergessen). Lebensmittelkram.
Ein letzter Gruß aus dem Viñales-Tal.
Maßnahmen: Bettruhe für diesen Tag, eine Spritze in den Allerwertesten (Fiebersenkung), ein Rezept für Antibiotika.
Mit den Medikamenten ist es auf Kuba so eine Sache. Man kriegt ohne Rezept zunächst in einer Apotheke grundsätzlich nichts. Erklärte uns die Ärztin. (Inwieweit das möglicherweise nur für Touristen gilt, ist mir unbekannt.)
Sie schrieb ein Rezept und erklärte das weitere Vorgehen. Die Kosten für die Tabletten seien direkt bei ihr zu entrichten, sie würde das Zeug dann auch besorgen (oder die Besorgung veranlassen) und dann direkt auf’s Zimmer bringen.
Glücklicherweise hatten wir Pesos in ausreichender Zahl grad nicht zur Hand.
Glücklicherweise war die funktionierende Kreditkarte auf meinen Namen ausgestellt.
Glücklicherweise musste ich also runter in die Hotelhalle um dort nach ganz wenig Wartezeit, mit dieser Karte und meinem Pass Geld zu beschaffen.
Die Gattin schaffte die benötigte Summe sodann in die medizinischen Räumlichkeiten und verabschiedete sich zu den für den Tag geplanten Unternehmungen. Dazu gleich mehr.
Ich schaffte mich wieder ins Bett. Das Hotel hatte einen offenen Innenhof, dieser Innenhof war über dem Erdgeschoss, das die Hotelhalle beherbergte, und dem 1. OG in dem allerhand Räumlichkeiten wie Einkaufsmöglichkeiten, das Businesscenter etc. untergebracht waren, mit einer Glaskuppel abgeschlossen. Trat man nun aus dem Aufzug (oder wahlweise aus dem Treppenhaus), gab es einen offenen, überdachten Gang zu den Zimmern. Sprich: Die gute Großstadtluft drang ungehindert bis vor die Zimmertüre. Diese Großstadtluft enthielt irgendwie immer Noten von Asphalt und Benzin, welche sich durch die aufkommende Hitze gut entfalten konnten.
Mein Wohlbefinden sackte in neue Tiefen ab. Ich legte mich ins Bett und wartete auf meine Genesung.
Dann kam die Ärztin mit den Tabletten. Außerdem hatte sie noch eine kleine Pulle mit einem abartig süßen Saft (Energiezufuhr und so), ein Kärtchen Paracetamol (falls ich Schmerzen haben sollte – unserem Ibuprofen-Tabletten stand sie eher kritisch gegenüber) und ein paar Tütchen mit Brausepulver (Ersatz für die zahllos ausgeschiedenen wichtigen Mineralstoffe. – Das sollte nach Mandarine schmecken, tat es aber nicht. Chemie schmeckt auch auf Kuba hochgradig nach Chemie.) kostenlos dabei.

Ich warf also die erste von zehn Dosen Antibiotikum ein gab mich meinem Leiden und Deutsche Welle TV hin. Bei Anne Will belaberten irgendwelche wichtigen Stiesel in dunklen Anzügen ein im fernen und kalten Deutschland sicher unheimlich wichtiges Problem. Leider waren sie die Einzigen, die in diesem Fernsehgerät der deutschen Sprache mächtig waren.
Auf einem dubiosen Kanal der ständig aktuelle US-amerikanische Kinofilme in spanischer Lokalisierung zeigte, tat ich mir dann noch ‘Meine Frau, die Spartaner und ich’ an. Ein absurdes Machwerk von geradezu grotesker ‘Qualität’.

Irgendwann am Nachmittag kam die Gattin dann zurück und ich sah mich in der Lage, zusammen mit zwei anderen in der Gruppe mitreisenden Paaren noch das Revolutionsmuseum zu besuchen. Das lag nur ein paar Meter vom Hotel entfernt, war also mühelos erreichbar.



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Kuba, Tag 3; Valle de Viñales

Kuba, Tag 1; Frankfurt – Havanna
Kuba, Tag 2; Havanna

21.11.2009
Mit dem Bus ging es nach Westen. In die Provinz Pinar del Rio und dort ins Viñales-Tal.
Die Fahrt dauerte eine kleine Ewigkeit, deshalb vielleicht ein paar Dinge zum außerörtlichen Straßenverkehr auf Kuba. Dessen auffallendste Eigenschaft ist seine zeitweilige völlige Abwesenheit. Sprich: Mitunter fährt man kilometerweit ohne einem einzigen anderen motorisierten Gefährt zu begegnen. Auch und gerade auf der Autopista (Autobahn), die das Land der Länge nach durchschneidet. Dafür gibt es aber beispielsweise Pferdekarren. Und Radfahrer. Und Fußgänger. Auch mal Kühe. Auf der Autobahn, die mal zwei-, mal dreispurig und durchweg asphaltiert ist. Relativ häufig trifft man noch auf die weißblauen Busse (meistens relativ junge Modelle von Yutong) der staatlichen Unternehmen ‘transtur’ und ‘havanatur’. Mit denen werden die Touristen durch das Land kutschiert.
Wann immer Straßen die Autobahn auf Brücken kreuzen, findet man unter diesen Brücken Leute. Die wollen mitgenommen werden und warten geduldig. Unter den Brücken, weil es dort Schatten gibt. Der hilft zwar gegen die Hitze nicht viel denn es ist auch im Schatten heiß, aber mithin scheint einem die Sonne nicht direkt auf die Fontanelle.
Überlandbusse (alte gelbe Schulbusse aus Kanada oder noch ältere schmutzig-lädierte Modelle aus dem ehemaligen Wirtschaftsraum des Warschauer Paktes) waren selten und wenn man einen sah, war er rappelvoll.
Die Leute fahren also per Anhalter.
Die Touristenbusse dürfen vermutlich keine Anhalter mitnehmen, unser Fahrer hat es nie getan und auch sonst hab ich niemals einen Bus anhalten sehen. Trotzdem signalisieren viele der Anhalter den Fahrern ihren Mitfahrwunsch. Der Bus rauscht vorbei, der Arm geht runter. Wir schauen aus unserer erhöhten, klimatisierten Kabine auf die Leute herab. Welch Symbolik. Irgendwann in einem anderen Kontext erzählte die Reiseleiterin, dass die Touristenhotels grad auch bei den Lebensmitteln Zugriff auf die besten Sachen hätten. Den Kubanern bliebe dann eben der Rest. Ist schon ein komisches Gefühl wenn man dann da an den Leuten so vorbeifährt.
Aber Kuba wäre nicht Kuba wenn der Staat nicht für seine Leute sorgen würde. Oder es zumindest versucht. Und das geht so:
Die Nummernschilder der Fahrzeuge sind farbig, und zwar unterschiedlich. Diese Farben sagen etwas über den Eigentümer des jeweiligen Gefährts aus. Unser Bus hatte ein blaues Schild. Heißt: Er gehört dem Staat. Wie die meisten Fahrzeuge. Daneben gibt es noch gelb für private Fahrzeuge und rot für Leihwagen. Die restlichen Farben für Militär, Diplomaten etc. sind nach Zahlen wenig vertreten.
An manchen Stellen an den Straßen stehen Leute mit gelben, uniformähnlichen Hemden und halten Autos mit blauen Kennzeichen an. Ist in einem Auto noch Platz (ein sehr dehnbarer Begriff) und es findet sich unter den Anhaltern jemand der in die vom Fahrer angesagte Richtung mitgenommen werden will, dann fährt er da mit. Ob der Fahrer will oder nicht.
Diese Mitnahmeregelung beschränkt sich allerdings nur auf die staatlichen Fahrzeuge – und auch nur auf die, die keine Touristen befördern.
Das waren meistens Ladas älterer Baujahre, sowie eine ziemlich große Menge ziemlich aktueller Klein- und Kleinstwagen aus südostasiatischer Produktion.
Lada, Moskwitsch, Wolga & Co (wir haben sogar einen Wartburg 353 gesehen) halten eben doch nicht ewig. Irgendwann ist Schluß. Spätestens wenn man keine Ersatzteile mehr kriegt. „Kuba, Tag 3; Valle de Viñales“ weiterlesen

Kuba, Tag 2; Havanna

Kuba, Tag 1; Frankfurt – Havanna

20.11.2009
Nach einer kurzen Nacht in einem durchaus komfortablen, wohl eher durch die Firma NH als durch die örtlichen Gegebenheiten beeinflussten, Zimmer gab es zunächst Frühstück. Das Büffet war für vier Sterne auf Kuba in Ordnung.
Der Versuch, mit einer Visa-Karte der DKB in der hoteleigenen Wechselstube Geld zu erlangen, schlug fehl. Das war sehr lustig, denn schlagartig wurde bei mir der eine oder andere Liter Adrenalin in die Blutbahn gepumpt. Wir hatten pro Person eine Visa-Karte der DKB, eine MasterCard einer anderen Bank auf meinen Namen und 35 EUR in bar dabei. Im festen Vertrauen darauf, dass wir (wie im Internet zahlreich beschworen) die Visa-Karte der DKB auf Kuba problemlos einsetzen könnten. Hintergrund: Kuba tut sich ein bisschen schwer wenn es um irgendwelche Kontakte mit US-amerikanischen Banken geht. Oder mit Banken die irgendwie eng mit US-amerikanischen Banken zu schaffen haben. Also…man tut sich nicht schwer – es ist eher so, dass man mit dergleichen Einrichtungen nichts zu schaffen haben will und kann. Wegen diesem kindischen Embargo durch die schizophrene USA. (Mithin importiert Kuba jährlich Lebens- und Futtermittel im Wert von 500 Millionen Dollar aus den USA die damit der sechtsgrößte Importeur sind.)
Jedenfalls wurde die Visa-Karte der DKB abgelehnt. Mit der MasterCard habe ich dann die benötigten konvertiblen Pesos bekommen. Die Sekunden nach einlesen der Karte und grinsendem Nicken der Frau hinter der Panzerglasscheibe waren ziemlich lang.
Da hätten wir ganz schön doof dagestanden. Mit den 35 EUR hätte es nicht mal genug Pesos für die bei der Rückreise fällige Flughafensteuer gegeben.
(Und wir haben dann während der zweieinhalb Wochen Pesos im Wert von knapp über 400 EUR unter’s kubanische Volk gebracht.)

Dann trafen wir uns mit einer Vertreterin von TUI und der Reiseleiterin (Marianela, 26, Deutsch an der Universität Havanna studiert) die unsere Gruppe (mithin 21 Personen) in den nächsten Tagen durch Kuba lotsen würden.
Das Programm für diesen Tag war zunächst ‘Havanna’. In einem mittelgroßen und für kubanische Verhältnisse wohl ziemlich jungen Mercedes-Bus, der uns (samt Fahrer) in den nächsten Tagen überall hinbringen würde, fuhren wir zunächst zum Plaza de la Revolución (Revolutionsplatz). Eine von Straßen, diversen Ministerien und dem Memorial José Martí umgebene größere asphaltierte Fläche auf dem sich am ersten Mai größere Menschenmengen versammeln um diesen Tag feierlich zu begehen.
Oder einfach mit Milka-Autos drauf rumfahren.

Am Gebäude des Innenministeriums findet sich ein großes Wandbild von Che Guevara (mit Inschrift ‘Hasta la victoria siempre!’ – Immer bis zum Sieg!), nebenan (und ganz neu) ziert ein ähnliches Bild von Camillo Cienfuegos das Telekommunikationsministerium.


Mit dem Denkmal für den kubanischen Nationalhelden José Martí hatte Fulgencio Batista seinerzeit versucht, ein bisschen Sympathie in der Bevölkerung zu ernten.


Bald nach der Fertigstellung floh er vor dem drohenden (und dann auch eintretenden) Sieg der Rebellenarmee aus dem Land.
Apro pos. 1959 setzte Batista sich wie gesagt mit seiner Familie und der Staatskasse in die Dominikanische Republik ab, nachdem deutlich wurde dass die Rebellenarme gewinnen würde. Tat sie dann auch und die Revolution hatte gesiegt.
Und diese Formulierung wurde zum stehenden Wort. Ich weiß nicht wie oft die Reiseleiterin diesen Terminus verwendet hat, aber es war oft. Wann immer es um diesen Zeitpunkt ging, hieß es ‘vor/nach dem Sieg der Revolution’. Nicht ‘vor/nach ’59’ oder ‘vor/nach der Batistas Diktatur’. Immer ‘vor/nach dem Sieg der Revolution’. „Kuba, Tag 2; Havanna“ weiterlesen

Kuba, Tag 1; Frankfurt – Havanna

19.11.2009
Es ging gleich nicht gut los.
Das Flugzeug sollte 14:30 Uhr starten. Als wir am Frankfurter Flughafen ankamen und einen ersten Blick auf die Anzeigetafel warfen gab es da eine Spalte die mit ‘Erwartet’ überschrieben war. Für unseren Flug stand dort eine gelbe ‘2000’. Also 20 Uhr. Die Ankunft in Varadero sollte ein kleines Stück vor 20 Uhr Ortszeit erfolgen. Ein erster, halb panischer-zuversichtlicher Gedanke war dann: ‘Okay, die wissen dass es, weiß Gott warum, ein bisschen länger dauert und das ist die zu erwartende Ankunftszeit.’

Am Gate (Koffer bereits am Vorabend aufgegeben) dann die Gewissheit: Der Flug würde nicht halb drei, sondern um acht starten. Voraussichtlich. Es sollte dann noch später werden. Hurra.
Ein Flughafenknecht verwies uns dann an einen Haltepunkt vorm Flughafen, von dem Busse alle 15 Minuten zum benachbarten Steigenberger Hotel fahren würden. Dort würden wir (all die, jetzt mit viel Zeit ausgestatteten verhinderten Kubareisenden) ein kostenloses Mittagessen erhalten.
Die Räumlichkeiten in dem die doofen Pauschalreisenden, also Menschen zweiter Klasse, essentechnisch abgefertigt wurden, befanden sich in einem laut Steigenberger 250 Jahre alten Forsthaus direkt neben dem Hotel. Das hatte man renoviert, mit dem Hotel verbunden und konnte so für asiatische (und andere) Bussinesskasper auf Durchreise eine ganz tolle urige Atmosphäre schaffen. Dass man als Förster vor 250 Jahren nicht mal eben auf einen Schlag 250 Leute zu bewirten hatte, warf natürlich ein kleines Platzproblem auf. Die ganze Meute musste zunächst noch in der Lobby des Hotels warten. Als das Essen dann fertig war, bekamen wir Plätze. Andere mussten stehend warten.

Das Essen selber kam dann, sowohl geschmacklich (Wobei es in manchen Kantinen durchaus sehr gut schmeckt.) als auch darbietungstechnisch, in einer eher kantinenartigen Form daher.
Irgendwann sind wir dann zum Flughafen zurückgefahren und haben uns dort ein bisschen umgetan. Und nicht weniger als vier Mal irgendwelche Passkontrollen passiert. In unterschiedliche Richtungen. Außerdem zwei Sicherheitskontrollen. Gegen letztere sahen die Kontrollen später auf Kuba geradezu alarmierend fahrlässig aus. Insbesondere die Verwendung der Handscanner: Die Bundespolizisten schienen jeden einzelnen Finger (auf der Suche nach implantierten thermonuklearen Bomben oder was weiß ich) zu checken. Die Kubanerinnen bei Ein- und Ausreise gingen eher halbherzig vor und beschrieben mit dem Handscanner eine unaufgeregte Kreisbewegung wenn der Detektor angeschlagen hatte. Aber dazu später mehr.
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